Als Netflix mich auf „Greenleaf“ als eine Serie, die mir gefallen könnte, aufmerksam machte, hatte ich von ihr noch nie von ihr gehört gehabt. Doch die Kurzbeschreibung las sich gut und so startete ich direkt in die erste Folge. Und was soll ich sagen? Ich warte schon sehr gespannt auf die zweite Staffel! Um den ein oder anderen auch etwas Appetit zu machen, stelle ich Euch die Serie (natürlich spoilerfrei) nun vor.
© OWN
Worum geht es bei „Greenleaf“?
Die Serie dreht sich um die afro-amerikanische Familie Greenleaf, welche die Megakirche Calvary in Memphis aufgebaut hat. Bischof James Greenleaf und seine Frau Mae leiten die Kirche, ihre Kinder und deren Ehepartner sind in unterschiedlichen Funktionen in der Kirche tätig. Als ihre Tochter Gigi nach jahrzehntelangen Fernbleiben zurückkehrt, geraten die Dinge in Bewegung und jede Menge dunkle Geheimnisse kommen ans Licht.
Die folgende Inhaltsangabe verrät nichts, was sich nicht auch aus der ersten Episode ergibt:
Nachdem ihre Schwester Faith Suizid begangen hat, kehrt Grace „Gigi“ Greenleaf nach 20 Jahren Abwesenheit mit ihrer Tochter Sophia zurück nach Hause. Während Gigis Vater James darüber hocherfreut ist, wird sofort klar, dass das Verhältnis zwischen Gigi und ihrer Mutter Mae sehr unterkühlt ist und auch die anderen Familienmitglieder über ihre Rückkehr nicht begeistert sind. Denn bevor Gigi ihrer Familie den Rücken zukehrte, war sie eine hervorragende Predigerin und als Nachfolgerin ihres Vaters gesetzt. Verbündete hat Gigi nur in den Sicherheitsbeauftragten Noah, ihren früheren Freund, und ihrer Tante Mavis, die einen Jazz-Club besitzt und sich von der Familie entfremdet hat. Mavis ist es auch, die Gigi darüber informiert, dass ihr Onkel Mac weiterhin junge Frauen vergewaltigt – wie er es auch schon mit Faith getan hat. Gigi beschließt zu bleiben, um ihrer Schwester späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen …
Was für Charaktere gibt es in „Greenleaf“?
Da gibt es Bischof James Greenleaf, einen Patriarchen, der manchmal gutmütig wirkt, aber immer auch die weltlichen Interessen im Auge behält. Hier gefällt mir besonders die Mischung zwischen Glauben und Geschäftssinn. Dann ist da seine Frau Mae, die knallhart ist in ihrem Streben nach Macht und Geld. An ihr mag ich, dass in dieser Serie die Mutter das spaltende Element ist und sie eigene Ambitionen hat, denn brave Pfarrersfrauen habe ich wahrlich genug gesehen. Besonders interessant ist natürlich deren Tochter Gigi, die erst ein Predigerstar war und dann der Religion nahezu gänzlich den Rücken zugekehrt hat, um nun wieder für die Kirche zu arbeiten. Da ist Gigis Wunsch nach Wiederannäherung an ihren Vater, während sie gleichzeitig sein Nichteingreifen nach dem Missbrauch bis heute nicht verziehen hat. Diese drei sind die Hauptfiguren der Serie und da sowohl Drehbuchautoren als Schauspieler hervorragende Arbeit geleistet haben, ist es eine Freude, sie zu sehen.
Aber auch die zahlreichen Nebenfiguren sind interessant angelegt. Letztlich ist die ganze Familie Greenleaf ein Spannungsfeld, denn die beiden noch lebenden Greenleaf-Geschwister wünschen sich mehr Anerkennung und Verantwortung. Vor allem jetzt, wo das Wunderkind wieder zurück ist. Auch ihre Ehepartner haben durchaus Interesse an Einfluss und Macht, allen voran Kerissa. Außerdem sind da noch der Onkel und Antagonist Mac, die distanzierte Tante Mae (übrigens gespielt von Oprah Winfrey), Gigis alte Jugendliebe Noah, Gigis Tochter Sophia … Kurzum, es ist ein ziemlich großer Cast, doch die Mitwirkenden sind alle wichtig für die Handlung.
Was gefällt mir so gut an „Greenleaf“?
Erst einmal finde es super, dass es sich um ein richtiges Familien-Drama handelt. Außerdem spielt die Serie in einen kirchlichen Hintergrund, gleichzeitig geht es ums Geschäft. Und das Tüpfelchen auf dem I ist, dass es eine afro-amerikanische Familie ist.
Bei den Charakteren mag ich die Unterschiede in der Intelligenz der verschiedenen Figuren, so dass manche nur einen Schritt im Voraus planen und andere drei. Das empfinde ich als wesentlich glaubwürdiger, als wenn alle Charaktere wahnsinnig gerissen sind.Mir gefällt zudem gut, dass alle Charaktere eine richtige Persönlichkeit und ihre eigenen Geschichten bekommen, auch wenn der Fokus klar auf James, Mae und Gigi liegt. Nichts ist nerviger, als wenn Nebenfiguren zu Stichwortgebern degradiert werden. In dieser Serie werden die „Hauptgeschichte“ und die „Nebengeschichten“ geschickt ineinander verwoben.
Die Geschichte hat ein ordentliches Tempo. Es gibt jede Menge Geheimnisse, Intrigen und Lügen, die zügig durchgearbeitet werden. Außerdem besitzt die Staffel eine wirklich durchgehende Handlung und verfällt nicht ins episodenhafte, auch wenn die Folgen immer gut abgeschlossen werden.
Insgesamt ist es vor allem die gelungene Mischung, die eine spannende Serie ergibt, ohne dass die Dramatik übertrieben wird. Natürlich passiert immer noch viel zu viel für eine „normale“ Familie, aber es gleitet nicht ins Absurde ab. So ist es ein äußerst stimmiges Gesamtwerk, dass noch auf viele weitere Staffeln hoffen lässt.
Habe ich Euch neugierig gemacht? Oder habt Ihr die Serie vielleicht schon geschaut? Welche Charaktere mögt Ihr am Liebsten?